Shutdown Art

Kunst die während des Shutdowns entstanden ist

Künstlerinnen und Künstler zeigen Arbeiten, die während und nach dem durch den Corona-Virus bedingten Shutdown entstanden sind. Es war eine Zeit des Rückzugs und der ungewissen Ruhe. Jeder Künstler hat diese Zeit auf seine Art genutzt und zeigt Arbeiten, die in dieser speziellen Zeit entstanden sind. Doch die Künstler haben nicht nur diese Arbeiten, sondern auch autobiografische Einblicke in diese spezielle Schaffensphase mitgebracht.

Vernissage (ohne Publikum aber mit Live-Stream):
Freitag 6. November 2020, 19 Uhr

Live-Stream vom 6.11. unter: https://www.artbv-salzburg.com/livestream
Kurator: Paul Raas
Einleitende Worte: Mag. Volker Ludwig Toth, Edition-Tandem
Im Live-Stream werden die Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeit per Videobotschaften kurz vorstellen. Im Anschluss wird Volker Toth noch Gedichte aus dem Buch „Der Seidelbast oder Corona inspirativ“ lesen.

Ausstellungsdauer:
7. November 2020 – 25. Februar 2021

Ausstellungsdauer und Öffnungszeiten (Stand 3.11.2020):

Die Galerie hat bis Ende November geschlossen. Öffnungszeiten in Dezember, Jänner und Februar werden auf dieser Seite tagesaktuell kommuniziert.

„Shutdown Art Vernissage – jetzt hybrid“

Vom 6. November bis zum 17. Dezember 2020 werden in der Berchtoldvilla Werke ausgestellt, die während des Shutdowns im Frühjahr entstanden sind. Salzburger Künstlerinnen und Künstler zeigen Arbeiten, die während einer Phase außerordentlicher Einschränkungen entstanden sind und reflektieren in kurzen Texten ihre Erfahrungen mit Kreativität in Zeiten der Krise.

Diese Werke zeigen, ebenso wie die Ausstellung, dass sich Künstler nicht unterkriegen lassen. Die Kunst muss improvisieren, aber es gibt eine Vernissage! Sie findet wie geplant am Freitag den 6. November 2020 um 19:00 statt: Es wird eine hybride Vernissage sein, mit Präsentation in der Berchtoldvilla und gleichzeitigem Lifestream. Alle Besucher vor Ort haben Sitzplätze und bekommen die Arbeiten per Beamer gezeigt, wobei die Künstlerinnen und Künstler kurze Erklärungen dazu abgeben.

Man kann die Veranstaltung selbst als dadaistisches Kunstwerk sehen, dann das Herumgehen in den Räumen ist untersagt, so dass man – wie im Shutdown üblich – auch von den Kunstwerken Abstand halten muss. Wir bitten sowohl unsere Online-, als auch unsere Live-Besucher, die Ausstellung dann zu den normalen Öffnungszeiten der art bv Berchtoldvilla zu besichtigen. Auf der Homepage ist angegeben, wann welche Künstler während der Ausstellung im Haus sein werden. Zusätzlich werden Videos der Vernissage, sowie Fotos aller Bilder und Ausstellungsräume, auf der Homepage der art bv Berchtoldvilla verfügbar sein. Die Ausstellung wird damit die am besten dokumentierte Ausstellung der art bv Berchtoldvilla sein, was sicher auch Anregungen für die Corona-freie Zukunft liefert.

Anmeldungen zur Vernissage werden erbeten unter:
Telefon +43 (0)662 84 65 42 oder E-Mail office@artbv-salzburg.at

Link für den Live-Stream 6. November 2020 ab 19:00:
www.artbv-salzburg.com/livestream

Link zur virtuellen Ausstellung:
www.artbv-salzburg.com/shutdown-art

Virtuelle Panoramen und Fotos von den Räumen

Weitere Ausstellungen im Haus (zu den Online-Galerien):

Zusatzveranstaltungen

Neuer Termin in Planung:
Zweiklang „Pandemien in Zeit und toN*“
Konzert mit Julia Leckner; in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt
der Stadt Salzburg. Organisation und Moderation Gloria Zoitl.

Voraussichtlich SA 12.12.2020, 11:00 Uhr:
Lesung aus „Der Seidelbast oder Corona inspirativ“
erschienen in der Edition Tandem;
mit C. Janacs, M. Fuchs, G. Weinmüller, G. Seidenauer, M. Koch
Live-Stream: https://www.artbv-salzburg.com/livestream

Künstlertage

Sie treffen die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler an folgenden Tagen in der Berchtoldvilla an.
Aufrunde der aktuellen Situation sind diese Termine nicht fix. Bitte informieren Sie sich immer tagesaktuell auf dieser Web-Seite.

Dalia Blauensteiner & Heinz Körner mit Karin Puchinger > neuer Termin wird bekannt gegeben
Thomas Schwarzenbacher: > neuer Termin wird bekannt gegeben
Elisabeth Weinek: > neuer Termin wird bekannt gegeben
Gloria Zoitl, > neuer Termin wird bekannt gegeben
Rauthgundis Zieser: > neuer Termin wird bekannt gegeben
Jutta Duschl: 03.12.2020 ab 15:00 Uhr
Rupert Gredler: 09.12.2020, ab 15:00 Uhr
Paul Raas: 12.12.2020, ab 17:00 Uhr

Jutta Duschl

„Du hast doch jetzt sicher mehr Zeit zum Malen.“

Diesen Kommentar habe ich während des Corona-Shutdowns immer wieder gehört. Man hatte mehr freie Zeit, weil viele Termine und Ereignisse wegfielen. Diese Zeit mit Malen zu nützen war aber keineswegs einfach. Ich male aus Ruhe und Stärke heraus; wenn ich durch Sorgen und Probleme abgelenkt werde, reduziert sich das stark. Ich konnte schon malen, aber tatsächlich weniger als sonst.
Ich habe mich während der Corona-Zeit hauptsächlich mit einem speziellen Bild beschäftigt, das in einer großen und einer kleinen Version entstanden ist. Für mich ist es ungewöhnlich, auf einer runden Fläche zu malen; ich hatte erst mal praktische Probleme zu lösen, wie etwa das Wegrollen der großen, schweren Scheibe zu verhindern.
Planeten tauchen in einigen früheren Bildern von mir auf, es war daher naheliegend, die runde Fläche dafür zu nutzen. Wir sehen einen Blick auf die Erde vom Mars aus. Auf der Marsoberfläche präsentieren sich ein Glaskasten voll Schmetterlingen und und einzelne Bäume. Das Bild hat eine Identifikationsfigur: Einer der Schmetterlinge ist entkommen! Ohne diesen freien Schmetterling wäre das Bild für mich eher depressiv, aber so strahlt es doch Hoffnung aus.
Es ist nun nicht so, dass ich denke, ich will Bilder malen um meine Situation zu reflektieren. Ich will also nicht von vorn herein ausdrücken, dass ich sozusagen eingesperrt bin und mich gern frei bewegen möchte. Das will einem die Künstlerin hier gar nicht sagen; die Künstlerin will einfach nur ein interessantes und in sich stimmiges Bild malen. Die Themen die mich beschäftigen fließen viel eher unbewusst ein; aber ich muss auch jetzt sagen, dass das Bild für mich zu der Zeit und der Stimmung passt.
Zu bemerken ist, dass das Motiv für mich ohne die Erde nicht stimmig wäre. Unser Planet sieht hier schön und friedlich aus und auch die Marsoberfläche ist ja nicht wirklich bedrohlich. So schlimm ist es jetzt auch wieder nicht. Wir wollen nicht übertreiben.

Rupert Gredler

Hunde und ihre ersten
Selbstporträts

Die Malerei kann eine sehr einsame Tätigkeit sein, – meine Malerei ist es auch. Geht es um das Zusammentragen von Motivfragmenten für eine größere Arbeit, etwa ein Familienporträt oder ein Panorama, sind Kontakte notwendig, zur Zeit des Shutdown waren solche Arbeiten aber nicht möglich und sie sind es im Augenblick nur unter erschwerten Bedingungen.

Bleibt nur der Rückzug. Was liegt aber für einen Porträtisten näher, als die Periode der erzwungenen Isolation für das Selbstporträt zu nutzen. In regelmäßigen Abständen mach ich das, diesmal haben mich die Restriktionen dazu gedrängt. Nach ersten Versuchen und einem begonnenen großen Selbstporträt, entschloss ich mich, die Tierserie fortzusetzen und die gemalten Hunde ihre ersten Selbstporträts machen zu lassen, mit ganz einfachen Mitteln: Öl- und Pastellkreide auf ein Ölgemälde.

Es hat sich herausgestellt, dass diese Kombination aus Malerei und Zeichnung in leichter und schmunzelnder Art an den Betrachter herantritt. Die Stringenz und Schwere einer figuralen Ölmalerei lässt sich auf diese Weise ganz einfach in ein heiteres Miteinander von Abstrakt und Gegenständlich überführen, ohne dem jeweils anderen den Rang streitig zu machen.

Mit dieser Kombination war es nicht schwer, die kommunikative Zwangspause während des Lockdowns zu überstehen. Ja, nicht nur zu überstehen, sondern dieser Rückbesinnung mit Augenzwinkern zu begegnen, ohne ganz direkt auf Maske&Co einzugehen. Was bei einem so langsamen Medium wie die Ölmalerei oft problematisch wird. Die Arbeiten sollen ja über die Corona-Zeit Bestand haben.
(Mein nächster Porträtkurs wird ausschließlich für Hunde gehalten!)

Reinhard Jordan

Der Shutdown hat wie ein Brennglas die Schwächen unserer Gesellschaft verstärkt und offenbart.

Hintergrund für die Arbeiten ist u.a. die nach wie vor andauernde katastrophale Situation der Menschen vor den Toren Europas. Der Shutdown hat wie ein Brennglas die Schwächen unserer Gesellschaft verstärkt und offenbart.

Ecce Homo : Ecce Moria – Die Silhouette eines Menschen aus Nägeln

Ecce homo
In der christlichen Ikonographie stellt „ecce homo“ den gegeißelten gefangenen Jesus mit Dornenkrone und Purpurmantel dar. Die Darstellung beruft sich auf das Johannesevangelium, das berichtet, wie der römische Stadthalter Pontius Pilatus den gegeißelten und mit Dornen gekrönten Jesus dem Volk vorführt und mit den Worten „ecce homo – siehe der Mensch!“ dessen Unschuld versichert.
„Ecce homo“ will den Menschen auf sein wesentliches, innerstes Selbst verweisen, auf sein Wesen hinter Körperlichkeit, gesellschaftlicher Rolle, Status und Funktion.
Der Corona-Virus verschafft einem großen Teil unserer Gesellschaft auf eigenartige Weise eine Auszeit, ein Innehalten. Wir sind sehr beschäftigt mit unserer Sterblichkeit und der unserer Nächsten. Wir kaufen Lebensmittel auf Vorrat, halten Abstand wenn wir uns begegnen, waschen uns die Hände so oft wie möglich… Und trotzdem sind wir – zurückgeworfen auf uns selbst – beunruhigt, verunsichert, beängstigt!

Ecce Moria
Verbogene rostige Nägel sind lose verstreut punktuell verbunden und bilden eine Struktur in Form einer menschlichen Silhouette. Die Figur hängt vor einer textilen Fläche mit der Aufschrift „Ecce Moria“.
„Ecce Moria“ sucht die Erinnerung an die eigene Sehnsucht nach einem guten Leben wach zu rufen und das Mitgefühl mit jenen, denen die Möglichkeiten dazu nicht geschenkt wurde. Jeder Mensch trägt das Recht und die Würde in sich, ein gutes Leben leben zu dürfen, unabhängig vom zufälligen Geburtsort.

Paul Raas

Ruhe und Abgeschiedenheit
auf der Alm

https://www.paulraas.com/dichtkunst

Da ich mein Atelier in der ersten Shutdown-Phase nicht nutzen konnte, habe ich mir ein Thema und eine Technik gesucht, die ich auch gut zuhause und auf meiner Almhütte anwenden konnte. So habe ich begonnen, Gedichte, die ich besonders liebe, in Tusche auf kleinen Blättern bildnerisch zu interpretieren. Die Idee hat sowieso schon lange in mir gegärt, Corona hat den nötigen Raum dafür geschaffen. Endlich wiedermal weg von den größeren Formaten und der teils aufwendigen Gravur und mehrschichtigen Maltechnik.

Meine Zeiteinteilung während des Shutdowns hätte auch nicht die Arbeit an großen Formaten zugelassen. Es war mehr ein Hin- und Herpendeln zwischen Homeschooling, Tusch-Zeichnen und meinem anderen Beruf als Grafiker.

Besonders inspirierend war das Zeichnen auf der Almhütte. Eine sehr gute Goethe-Interpretation hat eine Kuh leider von meinem Maltisch geleckt. Sie war wohl anderer Meinung als ich.
In der Ruhe und Abgeschiedenheit auf der Alm habe ich auch den kalligrafischen Zeichenstil entwickelt, der die Serie „DichtKunst“ ausmacht.

So gesehen war der Shutdown ein Gewinn, weil ich das Thema „DichtKunst“ sonst wahrscheinlich ewig vor mir hergeschoben hätte. Finanziell war er nicht so erfreulich. Mir sind 2020 zwei Verkaufsausstellungen und ein Messeauftritt weggebrochen. Aber das wird ja auf 2021 verschoben, oder auf 2022, oder sonst irgendwann…

Thomas Schwarzenbacher

METAMORPHOSEN
MANIFESTATIONEN
TRANSFORMATIONEN

Shutdown. Meine Tage ändern sich. Mein Tagesablauf wird nicht mehr von der Arbeit geprägt. Unser Architekturbüro hat geschlossen, 3 – 4 Wochen bin ich gar nicht in der Arbeit. Danach arbeite ich einzelne Stunden oder 1 – 2 Tage pro Woche im Büro – Kurzarbeit, 3 Monate lang. Ich habe Zeit und ich habe keine Angst. Pause. Ich mache gerne Pausen, schließe die Augen, entferne mich kurz vom Ich, von der Situation, der Gegenwart, einen Augenblick, 2, 3 Augenblicke. Ich beobachte und nehme wahr, meine Umgebung, Menschen, mich selbst, immer mehr mich selbst. Manchmal verständnisvoll, liebevoll, dann wieder ungeduldig, hadernd. Ich notiere meine Tätigkeiten des Tages. Meine Gefühle wechseln schnell und oft. Ich bin gerührt, zu Tränen gerührt, emotional und wenig später freudig, fröhlich, leichtfüßig. Ein Hin und Her, ich kenne das, aber so heftig? Alles fließt, ist im Wandel, intensiv, offen und frei. Ich gehe viel spazieren, beginne schon nach 1 Woche jeden Tag mit 1 Stunde Laufen mit unserem Hund oder einer Runde um den Ritzensee. Im Gehen finde ich meinen Rhythmus und komme wieder zu mir. Ich lese wieder mehr, lese wieder Hermann Hesse und ich bin emotional berührt. Ich lese Aufbauendes. Die Pest von Albert Camus schau und höre ich mir im livestream an – auszugsweise, das genügt. Vieles ist offen, was ist möglich, erlaubt, wen treffe ich, wen nicht, Abstand oder nicht? Zeichnen, Malen und Schreiben haben vorübergehend Pause. Ich nehme auf und ich nehme wahr. Ein Innehalten, Ruhe, die Zeit verändert sich, wir verändern uns.

Corona, Covid 19, unser Feind, ein Unheilbringer?
Wie bewerten wir den Virus, wie seine Auswirkungen? Viele Bestimmungen, Regeln, Verordnungen, Empfehlungen und dann Lockerungen. Treffen in Gruppen sind wieder möglich. Der Malworkshop im Juli ist möglich und findet statt. Im Fliesen von Wasser, den Bewegungen eines Tanzes und den Bewegungen von Tieren spiegeln sich die Ereignisse der letzten Monate wieder. Ein Aufbruch.

Renate Wegenkittl

Das Gemüse im Bild

Erst habe ich es nicht glauben wollen und mich über die vermeintliche Panikmache in den diversen Medien geärgert. Dann war plötzlich alles wahr und ernst und ich musste mich einreihen in eine neue Gangart, noch dazu in der Risikogruppe. Ein seltsames Gefühl, wenn Kinder und Enkelkinder distanzierten und vorsichtigen Umgang mit Maske und Abstand zelebrieren – und das aus Liebe!
Geplante Ausstellungen werden abgesagt, alles läuft über Handy oder Computer -dank sei e-mail und Whatsapp!

Mein Atelier ist im Haus meiner Tochter untergebracht. Nicht der richtige Ort für diese Zeit. Also wird das Wohnzimmer zur Hälfte als home-Atelier hergerichtet. Das ist letztlich aber auch recht kommod, denn alles Notwendige ist gleich daneben: Badezimmer, Balkon, Küche…

A propos Küche: da gab es auch eine neue Herausforderung – geradezu einen hype.
Bio, bio, bio; zurück zur Natur pur; regional einkaufen (auch, wenn man mit dem Auto zum Biobauern fahren muss – meinen Supermarkt erreiche ich zu Fuß). Glückliche Kühe, lustige Hühner, freudvolle Schweine, Drive in im Hofladen, kontaktloses Einkaufen usw.
Da gab es allerhand neu zu organisieren. Jetzt wird gekocht – ist eine schöne Beschäftigung.

Aber wo bleiben die Bilder für die nächsten Ausstellungen, wenn sie denn stattfinden. Ich begann in meinem Wohnzimmeratelier vorsichtig mit Tusche und Feder zu arbeiten. Kleine Formate. Und dann kam der bunte Sommer mit haufenweise prallem Biogemüse. Das wollte ich malen – mit Ölfarbe und großformatig. Auch wenn das für den Parkettboden nicht so gut ist und für die Nase auch nicht. Richtig frei und grell, volle saftige Farben, große Formate. Das ist mein Programm gegen die Krankheit.

Franz Wolf

Ich fühlte mich wie in
einem Kokon eingesponnen

Damit, dass der Corona Virus eine so weitreichende Auswirkung auf unser aller Leben haben würde, hat wohl niemand gerechnet.
Und so traf mich der Shutdown zwar überraschend und unvorbereitet, aber keineswegs verstörend.
Im Gegenteil, zum damaligen Zeitpunkt schien mir diese Maßnahme als durchaus geeignet, dem Virus Einhalt zu gebieten.
Die wunderbare Stille, das Fehlen fast jeglichen Motorlärms,
die leeren Straßen, der blaue Himmel ohne Kondensstreifen der Flugzeuge – all dies war für mich einfach nur schön.

Ich habe die Zeit des Corona Shutdown als wohltuend entschleunigte Zeit wahrgenommen und meiner Kreativität freien Lauf gelassen. Meine Tage waren angefüllt mit genussreichem Kunstschaffen – ohne Unterbrechungen
von außen.
Obwohl ich vom Alter her in die Corona Risikogruppe gehöre, habe ich doch keinerlei Ängste empfunden.
Ich fühlte mich wie in einem Kokon eingesponnen und in mir war nur Raum für die Kunst. Langgehegte Vorhaben wie den Holzschnitt konnte ich verwirklichen.

Aber die Auswirkungen des Shutdown wurden überall spürbar und die Sorgen und Nöte der Menschen hör- und sichtbar. Und so begann ich mir auch Gedanken darüber zu machen, welche Auswirkungen diese Ausnahmesituation auf uns alle haben wird, vor allem, wenn sie noch länger andauert. Und diese Gedanken haben dann in meiner Kunst Ausdruck gefunden.

Rauthgundis Zieser

Das große Saubermachen

CORONA 2020 zwang einem in vieler Hinsicht zum Nachdenken. Mit Freitag den 13. fing alles an – Freitag 13. März 2020

Am Donnerstag war noch ein ungezwungenes Familientreffen mit Shoppingtour in Linz.

Am Freitag kam die Ankündigung der Bundesregierung, dass ab Montag „niemand mehr aus dem Haus darf“. Aus mit der großen weiten Welt. Keine Reisen, Ausflüge, Bergtouren, kein Besuch und keine Besuche, kein Theater oder Konzert. Nur der Frühling zog ungebremst über das Land, mit ihm Vogelgezwitscher und Blumenduft.

Zur Unterhaltung blieb einem nur die eigene Wohnung. Das große Saubermachen begann, Reinigen, Sortieren, Neuordnen, Ausmisten. Manches Mal waren es schwere Entscheidungen – Behalten oder Weggeben. Von dem sich „Trennen wollen“, musste eine Zwischenlagerung gefunden werden, denn eine sofortige Entsorgung war nicht möglich, der Wirtschaftshof war gesperrt.

Auch die Gedanken hatten Zeit sich zu orientieren über Wichtig- und Unwichtigkeiten. Was ist wirklich wichtig im Leben, worauf kann ich verzichten – was ist Überflüssig?

Als ich mit meiner aufgezwungenen Aufräumaktivität bei den vielen Krawatten von meinem Mann anlangte, es gibt viele, davon auch Erbstücke, wirklich getragen werden aber nur die Wenigsten, und die nehmen einem die Luft weg, kam mir die Idee zu meinem Objekt:

„ÜBERFLUSS“ – ein Fluss von Krawatten.

Gloria Zoitl

Seit vielen Jahren ist es mir ein großes Anliegen, Menschen im Rahmen von Kunst zu versammeln. Man soll sich sehen und hören, Kontakt im selben Raum.

Seit der Corona Pandemie ist nun alles anders. Man muss immer beim Kontakt Medien dazwischen schalten, man muss Distanz halten, sich nicht berühren, nur per Video-Telefonie sehen. Digitale Geräte sind in der Kommunikation dazwischen geschaltet. Das ist nun genau das Gegenteil von dem, worum ich mich seit Jahren bemühe.

Auch meine Wand ist mit digitalen Drucken beklebt. Jedes Mauermotiv enthält Bilder, die mir in der Corona Zeit über das Mobiltelefon zugeschickt worden sind. Auch Malereien, die ich in der Shutdown-Zeit gemalt habe, werden hier digitalisiert gezeigt. Also auch die Technik dieser Arbeit spiegelt diese Internetkommunikation wieder.

In meiner Arbeit „Wand 2020“ will ich das Einschränkende betonen. Es ist eine bedrohliche Wand, die uns einsam macht, die uns nicht hinaus lässt, die uns einsperrt.

Gabriele Straschil

Gabriele Straschil
Über dem Genug

Wann ist genug genug? Ist Mehr-als-Genug noch erstrebenswert? Die persönliche Grenze vom Übergang des Genugs zum Zuviel wird durch ein Überangebot unscharf, ignoriert oder nicht mehr wahrgenommen. Das ruft einen Zustand der Überforderung bis hin zum Stillstand hervor.

Die Bilder zeigen das Übermaß, das Überfordert sein, aber auch das Erreichen einer Grenze.

Gabriele Straschil
Grafikerin
geboren 1977 in Salzburg
2000 Abschluss der Wiener Kunstschule mit dem Schwerpunkt auf Druckgrafik
seit 2000 als freischaffende Grafikerin mit derapfelistrot tätig
seit 2002 Mitglied der art bv Berchtoldvilla
zahlreiche Ausstellungen in Österreich und Deutschland

Kontakt: gabi@derapfelistrot.at www.derapfelistrot.at

Christiane Pott

Ausstellung im Foyer der art bv Berchtoldvilla 7.11. – 17.12.2020
Vernissage, Freitag, 6.11.2020 um 19 Uhr
Videobeitrag unter: https://cloudlogin02.world4you.com/index.php/s/kQZjoh9GKqG1qYk

Christiane Pott
GRAMMATIK DER KRISE

Ein Parcour aus neuen Malereien und Texten

Die Grammatik einer fremden Sprache zu erlernen bedeutet auch, die eigene Sprache besser zu begreifen. Wenn also die Grammatik der Krise gut gelernt wird, dann wird auch glasklar, wie eine Situation ohne Krise aussehen könnte.

In dieser Ausstellung konjugiere ich kurze prägnante Texte, die für mich die Corona-Krise ausgemacht haben, grammatikalisch streng durch und erfahre in dem Moment ungesagt, was die Nicht-Krise bedeuten könnte.
In einer Parcour-Situation wechseln sich diese Text-Konzentrate mit figurativer Malerei ab. Die Malerei entzündet sich zwar an der Wirklichkeit, aber modelliert sie in eine innere, eigene Welt mit Farbstimmungen und Atmosphären. Das Ziel ist die Universalität und Allgemeingültigkeit von gesellschaftlichen Situationen zu einer Art Grammatik der Krise in Bildern zu schaffen.

Dalia Blauensteiner & Heinz Körner

Ausstellung im Dachgeschoss der art bv Berchtoldvilla 7.11. – 17.12.2020
Vernissage, Freitag, 6.11.2020 um 19 Uhr

Heinz Körner, Schatten, Wachauer-Marmor, H 80 cm, 2018 Dalia Blauensteiner, aus dem Zyklus „Reise“, Öl auf Leinwand, 100 x 130 cm, 2018
zu Gast in der Berchtoldvilla

Dalia Blauensteiner & Heinz Körner von der Galerie Daliko, Krems/Malerei & Skulptur
„Macht still“

Dalia Blauensteiner akademische Malerin und Galerie-Kuratorin. Geboren 1962 in Litauen, Studium Bildende Kunst und Kunsterziehung an der Šiauliai Universität in Litauen. Seit 2003 lebt und arbeitet sie in Krems und betreut eine eigene Galerie. Zahlreiche Gruppen- und Solo-Ausstellungen. Teilnahme an bzw. Organisation von Kunstsymposien und Kunstprojekten in Österreich, Litauen, Lettland, Deutschland, Dänemark, Italien, Tschechien, Georgien, Rumänien, Kanada und den USA. Ihre Bilder sind in privaten und öffentlichen Sammlungen in Litauen, Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Tschechien, Georgien, Rumänien, Italien, Schweiz, USA und Österreich zu finden.
Die Ausstellung Macht Still setzt sich in ehrlichen Aussagen mit der Zeit und Umfeld auseinander. Die Pandemie hat uns vieles gezeigt, wo Mensch Fehler gemacht hat. Nur in der Stille finden wir unsere Mitte, unser echtes Ich.
„Alle ihre Bilder zeichnet eine enorme Tiefe aus, in der man sich am liebsten komplett verlieren möchte. Ihre Motive findet sie oft in der Natur <…> Die Tiefe dieser Werke wirkt beruhigend, zieht den Betrachter in das Bild hinein und lädt zur Meditation ein.“ Eva Neswadba-Piller, Atelier an der Donau, 2018

Kontakt: dalia@dalia-galerie.at – admin@galerie-daliko.com – www.dalia-galerie.at

Heinz Körner Restaurator, Bildhauer und Galerist. Geboren in Krems 1963.

Seine Skulpturen befinden sich in privaten Sammlungen in Österreich und im öffentlichen Raum in Paudorf, Höbenbach/Niederösterreich, sowie Inami, Japan. Er nahm an Internationalen Bildhauersymposien in Österreich (1997, 2007 Paudorf, 2017 Irdning/Steiermark) teil und 2007, 2012 war H. Körner in Paudorf /Niederösterreich der künstlerische Leiter des Internationalen Symposiums. Seine Skulpturen sind meistens aus unterschiedlichen Materialien kombiniert – Holz, Metall und Stein. In der letzten Zeit entdeckte er für seine Arbeiten Wachauer-Marmor. Viele Arbeiten sind dem Thema Wasser gewidmet. Sie ergänzen und erweitern unsere Wahrnehmung, geben uns das Gefühl, dass die Natur ewig existiert und existieren wird, unabhängig davon, ob wir da sind, oder nicht…

Kontakt: heinz@artcorner.co.at – www.galerie-daliko.com – www.artcorner.co.at

DANK

Nach oben scrollen